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  • AutorenbildRemo Daguati

öV-Fahrgäste von der Strasse auf die Schiene

Viele Ungereimtheiten im öffentlichen Verkehr (öV) des Grossraums St.Gallen sind hausgemacht. Zusammen mit meinen Ratskollegen Christoph Bärlocher - Die Mitte sowie Donat Kuratli - Politiker sind wir nun im Kantonsrat vorstellig geworden. Die Regierung soll aufzeigen, wie das ineffiziente öV-System der Stadt St.Gallen verbessert werden kann. Die Busfrequenzen sollen wo möglich auf die Schiene verlegt werden, ein Hub-System soll ins Auge gefasst werden. Anbei die Interpellation im vollen Wortlaut:


"Viele Ungereimtheiten im öffentlichen Verkehr (öV) des Grossraums St.Gallen sind hausgemacht. Für eine zusätzliche Schnellverbindung nach Zürich mit dem "St.Galler Sprinter" wurde das St.Galler S-Bahn-System verstümmelt. Eine gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehr zeichnet aber erfolgreiche Dienstleistungs- und Wissensstandorte aus. Auch deshalb verlieren der Kantonshauptort St.Gallen und die Region Beschäftigungsanteile bei den privaten wissensbasierten Dienstleistungen, wie dies in Studien des Hauseigentümerverbands St.Gallen aufgezeigt wurde. Dies befeuert die anhaltende Ressourcenschwäche. In der Kantonshauptstadt wird stattdessen ein überdimensioniertes und langfädiges Busnetz betrieben, welches bei Kanton wie Stadt jährlich erhebliche öffentliche Mittel bindet. Busschwärme bringen den Strassenverkehr in der Kantonshauptstadt in den Stosszeiten zum Erliegen. Eine Taktung des Busangebots auf den S-Bahn- und Fernverkehr wird zudem durch ein Durchflusssystem verunmöglicht. Auch deshalb haben die städtischen Wirtschaftsverbände 2021 in ihrem Konzept den Wechsel auf ein Hub-System für den Grossraum St.Gallen gefordert. Schnellere Fahrzeiten und bessere Umsteigesituationen zwischen den Verkehrsträgern sollen so erreicht werden.


Das Überangebot beim strassengebundenen öV konkurriert im Grossraum St.Gallen vor allem den schienengebundenen öV. Dies führte dazu, dass die Ein- und Aussteigezahlen bei mehreren städtischen Quartierbahnhöfen in den letzten Jahren stagnierten oder geradezu im Sinkflug waren. Für Bahnbetreiber gibt es kaum Anreize, im Grossraum St.Gallen in die Bahnhofinfrastrukturen, Areale oder attraktivere Fahrangebote zu investieren. Ein Fahrplankonzept für eine Übergangsphase, welches im Korridor St.Gallen–Wil bessere Fahrzeiten und Umsteigesituationen gebracht hätte, wurde vom BAV im Jahr 2022 ohne jegliche Alternativmöglichkeiten abgelehnt. In der Zwischenzeit ist auch bekannt, dass Neigezüge nicht beschafft werden, welche Fahrzeiten beschleunigt und so auch Kapazitäten für eine S-Bahn freigelegt hätten. Der Bau des Brüttenertunnels kann zudem über Jahre hinaus weitere Nachteile im Schienenverkehr bringen. Dies ist auch deshalb bedauerlich, da die Wirtschafts- und Wohnstandortentwicklung in der Ostschweiz direkt mit der Erreichbarkeit des Grossraums Zürich korreliert.


In der Wintersession 2022 hat das Bundesparlament der Forderung zugestimmt, dass der Ausbau der Strecke Winterthur–St.Gallen vorangetrieben werden müsse. Zudem möchten die SBB mit neuen Sicherheitssystemen in den kommenden Jahren die Kapazitäten des bestehenden Bahnnetzes erhöhen und so eine "S-Bahn Schweiz" schaffen. Auch kleinere Bahnhöfe sollen bei der Infrastruktur wieder aufgewertet werden. Es zeichnen sich somit günstige Entscheidfenster ab, das ineffiziente öV-System im Grossraum St.Gallen umfassend und nachhaltig hin zu einem "Hub-System" zu reformieren.


Wir bitten die Regierung um die Beantwortung der folgenden Fragen:


1. Wird sich die Regierung aktiv mit einer Pilotregion St.Gallen für die Entwicklung der neuen Sicherheitssysteme bei den SBB bewerben? Können so allenfalls zusätzliche Schienenkapazitäten freigespielt werden, um das gestörte St.Galler S-Bahn-System zu heilen?

2. Ist die St.Galler Regierung gewillt, ein Angebot für Bund wie Bahnbetreiber zu schnüren, bei dem im Grossraum St.Gallen öV-Fahrgäste vom ineffizienteren strassengebundenen öffentlichen Verkehr auf den schienengebundenen öffentlichen Verkehr transferiert werden? Wie viele Millionen Buspassagiere müssten zu Zugpassagieren werden, damit St.Gallen für Bahnbetreiber wie Fahrgäste endlich wieder attraktiv wird?

3. Wie würden sich die Ein- und Aussteigezahlen bei den Bahnhöfen bzw. Umsteigehubs der Agglomeration St.Gallen bei einem Maximaltransfer positiv verändern? Wo müssten die Kapazitäten bzw. Infrastrukturen der Hubs ausgebaut werden?


14. Februar 2023

Bärlocher-Eggersriet

Kuratli-St.Gallen

Daguati-St.Gallen"


Link zur Motion: https://www.ratsinfo.sg.ch/geschaefte/5697





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